Am Freitag Mittag Anfahrt von Gungolding nach Trieben. Das Wetter
ließ erstmal nichts Gutes erwarten. Trotzdem hatten wir eine
ausgezeichnete Stimmung im Auto.
Als wir am Nachmittag schließlich in Trieben eintrafen, deckten
wir uns mit etwas Proviant ein und statteten dem Cafe´Schmankerl
mit Wirtin Anni Ulz
("Tante Anni") einen Besuch ab.
Es fiel nicht leicht sich aus dem gemütlichen "Schmankerl"
zu verabschieden, aber die Zeit drängte und wir wollten noch
die Pension Grabmeier in Hohentauern
erwandern.
Bisher hatte es sich immer gelohnt am Tag vor der "großen
Tour" einen
3-4 stündigen Aufstieg einzubauen um sich ein wenig warmzulaufen.
Deshalb starteten wir am späten Nachmittag in den Wolfsgraben,
immer an Triebenbach entlang. Beeindruckt haben uns die gewaltigen
Schutzanlagen etwas oberhalb von Trieben - nicht das sie besonders
schön wären, aber die Größe der Verbauung läßt
ahnen mit welcher Wucht die Natur hier zuschlagen könnte.
Weiter oben, im Sunk, standen immer noch die alten Gebäude aus
der Zeit des Bergbaus. In diesem Tal unterhalb von Triebenstein und
Sunkmauer lehnten die alten
Hunte immer noch so an einer Hauswand wie ich sie
zuletzt vor über
20 Jahren gesehen hatte - ein stilles Denkmal der Bergwerksvergangenheit.
Die wildromantische Landschaft im Sunkgraben wirkte einzigartig, auch
wenn langsam die Dunkelheit hereinbrach.
Mir kamen erste Zweifel ob wir noch rechtzeitig aus dem Graben rauskommen
würden.
Angetrieben durch die schlechter werdende Sicht und den einsetzenden
Hunger setzten wir unseren Weg Richtung Mautstation fort.
Als wir schließlich dort ankamen war es bereits dunkel.
Für die letzten Meter zum Grabmeier (Fam. Langmeier) mußten
wir uns schon nach dem Hoflicht orientieren.
Unübertroffen war dann aber unsere gemeinsame Brotzeit - was
der Josef so alles aus seinem Rucksack zauberte konnten wir kaum glauben.
Selbstgemachtes Brot, Geräuchertes und hausgemachte Dosenwurst
kamen in rauhen Mengen zum Vorschein.
2. Tag ( 12 Std.)
Traumhaftes Wetter und ein wunderbares Frühstück erwarteten
uns am nächsten Morgen.
Auch wenn Oma Langmeier über unsere geplante Route den Kopf schüttelte
( "wos, ia woits durch die Jagaschoat'n ? - Oh je, do hobt's
eich
jo wos voagnumma" ) und mir meine Kameraden daraufhin einen fragenden
Blick zuwarfen - wir waren bereit.
Nachdem Rene zu uns gestoßen war verabschiedeten wir uns von
Familie Langmeier. Oma zeigte uns noch eine Abkürzung zum Anfang
vom Wanderweg 902 Richtung Edelrautehütte, die uns allerdings
rund um das Grundstück und mitten durch ein Stiergatter führte.
Vielleicht wäre es entlang der Straße doch kürzer
zum Einstieg gewesen, aber der bange Blick von Günther, der sich
in seinem roten T-Shirt vorsichtig durch die jungen Stiere bewegte,
ließ uns das schnell vergessen.
Der weitere Anstieg zur Edelrautehütte (1725m) führte quer
durch den Wald, fast immer mit freiem Blick hinunter nach Hohentauern.
An der Hütte angekommen ( ca. 2 Std.) legten wir eine kurze Rast
ein. Von hier aus konnte man schon gut den weiteren Anstieg zum Bösenstein
sehen.
Vereinzelt zeigten sich nun aber schon dunkle Wolken. Vorbei am großen
Scheibelsee,
der malerisch vom Hengst und dem Hauseck eingerahmt wird, gings nun
dem Wanderweg
946 entlang. Zum Hauseck hin waren entlang des Weges
immer wieder schöne Enzianwiesen zu sehen.
Über ein kurzes, steiles Schneefeld gelangten wir nun auf einen
Sattel, der den eigentlichen Gipfelanstieg
zum großen Bösenstein ( 2449m ) einleitet.
Die Wolken verdichteten sich weiter und langsam machten wir uns Gedanken
ob's
Wetter durch die Jägerscharte hindurch wohl hält. Sollten
wir in der Jägerscharte
vom Regen erwischt werden, würden wir ein ernsthaftes Problem
am Hals haben.
Wir einigten uns auf eine kurze Gipfelrast um so schnell wie möglich
durch die Scharte zu kommen.
Am Bösenstein
angekommen hatten wir einen wunderbaren Ausblick - in der Ferne den
Dachstein und das Tote Gebirge, vor uns das Paltental mit den Gesäusebergen.
Wir alle halfen nun Josef weiteres Gewicht aus seinem Rucksack zu
entfernen
(in Form von Wurst und Speck). Das Wetter machte nun einen besseren
Eindruck, trotzdem wollten wir kein Risiko eingehen und begannen den
Abstieg in die Jägerscharte.
Der Wanderweg 944 ist durch die Scharte hindurch und rauf zum Sonntagskarspitz
(2350m) wegen des ausgesetzten Grates teilweise recht spektakulär,
es geht fast nur mit "Allradantrieb".
Es gab auch einige recht spannende Stellen drin :
An einem Quergang
hatten wir ein besonders unangenehmes Erlebnis mit einem Stahseil,
das zur Sicherung in der Felswand verankert war.
Nachdem wir schon zu zweit diese Stelle durchgangen waren bemerkten
wir, dass sich die Befestigungskeile langsam aus dem Felsen lösten.
Vorsichtig lotsten wir unsere Freunde über die kritische Stelle.
Später meldeten wir diesen Vorfall an der Rottenmanner Hütte.
Schon ein Stück rauf Richtungs Sonntagskarspitz mußten
wir erkennen, dass nicht alle Passagen der Route rucksacktauglich
sind. Wir mußten durch einen
V-Einschnitt auf die andere Seite des Grates wechseln - mit Rucksack
unmöglich.
Rene umkletterte diese Stelle und wir konnten ihm dann die Rucksäcke
durch den Spalt auf die andere Seite geben.
Etwas später führte die Route entlang einer senkrechten
Rinne
nach oben.
Da ein Stahlseil angebracht war sicherten wir zwei unserer Kameraden
mit Klettergurten und ab ging's nach oben. Kurz unter der Sonntagskarspitze
waren sehr schöne Formationen von Felsnadeln zu sehen - außergewöhnliche
Formen von der Witterung erschaffen.
Am Gipfel angekommen gönnten wir uns die erste "große"
Pause an diesem Tag.
Das Wetter hielt erstaunlich gut und der Ausblick war traumhaft.
Nur der Ausblick auf den weiteren Weg ließ bei meinen Begleitern
leichtes Stirnrunzeln aufkommen.
Die Dreistecken und die Hochheide waren immer noch ein gutes Stück
entfernt und waren auch erst ein Teilstück zur Rottenmanner Hütte.
Wir machten und auf zu den Dreistecken
(2382m) -vorbei am Gefrorenen
See, der seinem Namen auch im Sommer alle Ehre macht.
Der Sattel zwischen Dreistecken und Hochheide ließ uns alle
noch einmal erschaudern -200m gings von den Dreistecken runter in
die Moserscharte und auf der anderen Seite wieder 200m rauf zur Hochheide
(2363m).
Aber auch dieses Stück, das hinter den Dreistecken über
ein Geröllfeld führt, hatten wir bald geschafft. Belohnt
wurden wir mit einem grandiosen Blick runter in das Paltental
und zurück zum Bösenstein.
Die Anstrengungen des Tages machten sich jetzt allerdings schon bemerkbar.
Das Wasser ging langsam zur Neige und die Zigaretten von Rene und
Didi
waren schon bis auf einen kümmerlichen Rest verpufft ( wie und
wo auch immer sie das geschafft haben ).
Unter uns lagen der Moserspitz und der Diewaldgupf - die Begeisterung
über das nahende Ziel war aber eher gedämpft. Didi war schon
etwas in sich gekehrt und Günther hatte auch keine rechte Freude
mehr an meinen aufmunternden Zeitangaben.
Aber dem Josef und dem Rene kamen auch jetzt noch einige flotte Sprüche
über die Lippen.
Kurz vor dem Moserspitz entschieden wir uns über ein Schneefeld
zur Singsdorfer Alm abzufahren. Auch wenn man mit Schuhen nicht so
elegant zu Tal schwingen kann wie auf Schiern war's für uns alle
ein
riesen Spaß.
Einige Umfaller später waren wir dann auch auf der Alm angekommen.
Der Weg rüber zur Rottenmanner Hütte zog sich aber noch
etwa eine Stunde hin.
An der Hütte angekommen wurde erst einmal der Durst gelöscht
und etwas gegen den Hunger getan. Die ausgezeichnete Küche hatte
wirklich tolles Essen zu bieten. An dieser Stelle ein großes
Lob an die Wirtsleut !
Nachdem Josef auch noch eine arabische Wasserpfeife
entdeckt hatte und fröhlich drauflos blubberte, ging's mit unserer
Stimmung schnell wieder bergauf.
Am Abend gab's dann noch eine richtig lustige Runde mit den übrigen
Gästen.
3. Tag (2 Std.)
Nach einer ausgiebigen Dusche und einem guten Frühstück
machten wir uns auf den Weg ins Tal nach Rottenmann.
Nach einem Barbeque im Gaishorner Flitzengraben machten wir uns wieder
auf den Weg zurück nach Gungolding. Keine leichte Tour, aber
ehrlich erkämpft und voller landschaftlicher und kameradschaftlicher
Höhepunkte.
Hinweis :
Der Weg durch die Jägerscharte ist nichts für Ungeübte
!
Es gibt allerdings auch einen Weg von der Edelrautehütte übers
Ochsenkar
zu den Dreistecken. Der führt unter dem Bösenstein entlang
und trifft zwischen Sonntagskarspitz, Gefrorenem See und Dreistecken
auf den 944er Wanderweg.
Auf den Sites von Hohentauern und Rottenmann sind ebenfalls ergänzende
Hinweise, Bilder und Tourenbeschreibungen zu finden.